Dienstag, 26. April 2016

Blick in meine Schreibstube (1)



Band 3 meiner Antiquerra-Saga "Vampirblut" ist in Arbeit   immer noch, und das, obwohl ich ihn eigentlich schon längst veröffentlicht haben wollte. Zwar ist die Geschichte im Prinzip schon geschrieben, es gibt eine erste Version und eine überarbeitete Version, die jetzt zum was-weiß-ich-wievielten-Male wieder überarbeitet wird. Ich weiß auch nicht, aber ich bin einfach noch nicht zufrieden! Und mein Prota, der Vampir Luczin, auch nicht, denn sonst würde er mich wenigstens nachts in Ruhe lassen. Tut er aber nicht. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als solange an dem Roman zu feilen, bis er und ich wieder ruhig schlafen können. Sorry also, wenn es diesmal einfach länger dauert.

Normalerweise konnte ich bisher alle selbstgesetzten (Veröffentlichungs-)Termine einhalten. Dass das diesmal nicht klappt, regt mich auf. Aber das hilft nichts. Ich hab mir jetzt vorgenommen, den Roman ein paar Tage nicht anzurühren, vielleicht geht es dann wieder flotter voran.

Ich weiß ja, woran es hakt: Ich habe ein Kapitel herausgenommen, das mir zu heftig schien und durch ein neues ersetzt. Dadurch müssen aber alle anderen Kapitel angepasst werden. Da heißt es höllisch aufpassen, auch wenn es sich dabei eigentlich immer nur um Kleinigkeiten handelt. Und Luczin, mein Vampir-Prota, guckt mir stets über die Schulter und will unbedingt hier noch etwas geändert haben und dort. Kritisch wird es, wenn er sagt: "Das stimmt so nicht ganz, du hast mir nicht richtig zugehört!", vor allem weil ich in solchen Momenten seinen Atem ganz nah an meinem Hals spüre. Da soll man sich noch konzentrieren können ...

Aber immerhin sind mein Vampir-Prota Luczin und ich uns beim ersten Kapitel einig. Da wird nichts mehr dran geändert. Und er hat mir erlaubt, hier einen kleinen Appetithappen reinzustellen für alle, die schon ungeduldig auf den Band 3 der "Antiquerra-Saga" mit seiner Geschichte warten. Das mache ich jetzt dann mal:



Angela Mackert

Vampirblut

Antiquerra-Saga, Band 3


Kapitel 1

Am Fluss der Tränen …

Wieder einmal hatte mich der Fluch der Ewigkeit kalt erwischt, und die Trauer über Kierans Tod wühlte auf eine Weise in mir, dass jeder Sterbliche mit pulsierendem Blut in den Adern gut daran tat, mir aus dem Weg zu gehen. Deshalb zog ich mich vor ein paar Tagen in unsere Burgenstadt Dracopatria zurück, die mit ihren hohen Mauern ringsum wie ein Bollwerk wirkte, dem der Puls der Zeit nichts anhaben konnte. Vom Altan aus, einem von Mauerwerk und Säulen gestützten Balkon vor meiner Bibliothek, sah ich den Lacrimoa, den Fluss der Tränen, in dem sich neben anderen Burgen auch meine in den Wellen des ruhig dahinfließenden Wassers spiegelte. Seit meinem Rückzug saß ich jede Nacht auf der Brüstung dieses Balkons und betrachtete das wässrig-bewegte Schattenbild meiner Festung da unten, suchte darin Antworten, Frieden. Konnte man Frieden finden, wenn die Seele einer offenen Wunde glich? Ich starrte in den Strom und wünschte mir, dass er meine Tränen forttrüge. Doch ich konnte solche nicht einmal weinen, uns Vampiren blieb so etwas zumeist versagt.
Ich hasste diesen Fluch! Er weckte immer auch die Vergangenheit wieder auf. Als wir auf Finleys Nachricht hin vor vierzehn Tagen zum Turm eilten, sahen wir Kieran in seinem Studierzimmer, die aufgeschlagenen Bücher noch vor sich auf dem Tisch. Um seinen Mund spielte ein Lächeln. Ich aber hätte schreien mögen, denn mit der Erkenntnis, dass der alte Herr des Turms gegangen war, kehrte auch der Schmerz um all die lieb gewonnenen Gefährten, die ich vor ihm schon verloren hatte, mit Macht zurück – besonders der Schmerz um einen Verlust.
Briann, mein treuer Gefährte seit über dreitausend Jahren, Vampir wie ich, wusste es. Er war beim letzten Gespräch, das ich erst vor Kurzem noch mit Kieran geführt hatte und das mich damals so aufwühlte, dabei gewesen – er und Finley, der Nachfolger von Meister Kieran. Beide bedrängten mich jetzt. Ich sollte mein Versprechen, welches ich an jenem Tag gab, erfüllen und unser Geheimnis preisgeben, das wir alle so viele Jahrzehnte für uns behalten mussten. Aber ich konnte das nicht – nicht jetzt.

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